Jenseits der Realität

01.01.2024

Das Kunsthaus Kaufbeuren führt Werke von Sven Drühl und René Wirths zusammen

Angenehm enttäuscht wird man eigentlich immer. In der gegenständlichen zeitgenössischen Malerei. Nichts ist, wie es scheint, die Distanz zur Realität oft groß.

Das ist auch bei den Werken des in Berlin lebenden Künstlers Sven Drühl der Fall. Seine jüngsten Gebirgsmassive und Meerwassermassen in Lack auf Leinwand schäumen nur so vor Präsenz. Und doch zeigen sie in fotorealistischer Malweise nicht das, was man erwartet. Statt der Wiedergabe analog gesehener oder fotografierter Natur sind es für Computerspiele generierte Landschaften, die Drühl hier auf die Leinwand überträgt.

Einige seiner Arbeiten sind jetzt zusammen mit Werken von René Wirths in der Doppelausstellung Unreal. Jenseits der Realität im Kunsthaus Kaufbeuren zu erleben. Auch Wirths fordert gängige Sehgewohnheiten heraus. Der ebenfalls in Berlin ansässige Künstler malt nach der Natur, hat seine Motive also direkt vor Augen. Es sind alltägliche Gegenstände wie Flaschen, Gläser, Glühbirnen oder Audiokassetten, die er jeweils einzeln in den Mittelpunkt seines Schaffens rückt und bei natürlichem Licht in einem viel Zeit beanspruchenden Arbeitsprozess auf große Leinwände bannt. Dabei sind die Dinge in den neusten Bildern einer Art futuristischer Zerrüttung ausgesetzt, treten in prismatischer Auflösung in Erscheinung und wirken dadurch paradoxerweise "digitaler" als die Landschaften von Drühl. 

kunst:art Nr. 95, Jan/Feb 2024