Schönheit und Schmerz

01.09.2022

Sanja Iveković in der Kunsthalle Wien

Häufig sind die Arbeiten der Künstlerin Sanja Iveković (*1946) unheimlich schön. Zum Beispiel das rot blühende Mohnfeld, das die gebürtige Kroatin anlässlich der documenta 12 in Kassel vor dem Fridericianum pflanzen ließ. Als "roter Platz" sollte es unter anderem an lang zurückliegende, sozialistische Revolutionsbewegungen in ihrer Heimat erinnern.

Oft konfrontiert Iveković ästhetische Bilder mit eindringlichen und zum Teil schockierenden Inhalten, die die Rolle von Frauen vor dem Hintergrund diverser, in ihrem Land aufgetretener politischer Verhältnisse und Ereignisse beleuchten.

Beeindruckende Werke der renommierten Feministin, die häufig Persönliches und Historisches verbindet, sind in diesem Herbst und Winter in der Kunsthalle Wien zu erleben.

Mit dabei ist die Serie GEN XX (1997-2001), in der die Künstlerin Fotos von Models aus bekannten Werbestrecken mit Namen und biografischen Details von antifaschistischen Widerstandskämpferinnen versieht. Von Frauen, die im Zweiten Weltkrieg interniert, gefoltert oder hingerichtet wurden. Im von den Deutschen besetzten Jugoslawien gehörte dazu Ivekovićs Mutter Nera Šafarić.

Diese steht auch im Zentrum der Arbeit Searching for My Mother's Number, einer Videoinstallation, die die Künstlerin für die documenta 11 im Jahr 2002 schuf. Immer wieder ging und geht es Iveković darum, gerade jüngere Generationen mit ihren Werken anzusprechen und wach zu rütteln. 

kunst:art Nr. 87 / Sept-Okt 2022